Vor gut 2 Monaten habe ich meinen Mastertitel verliehen bekommen und damit endgültig 5 Jahre Studentenleben hinter mir gelassen. 5 Jahre, in denen ich mich sehr stark persönlich weiterentwickelt und nicht nur gelernt habe, dass Gruppenarbeiten in 95% der Fälle in mittlerem Chaos und mindestens zwei zerstrittenen Personen enden, sondern auch noch viele andere Dinge für mich mitnehmen konnte. Meine 5 größten Erkenntnisse möchte ich mit euch teilen.
1. Du musst dir auch einmal etwas selbst beibringen
Man bekommt im Leben nicht alles auf dem Silbertablett serviert. In der Schule mag es ja noch funktionieren, dass der Lehrer eine Aufgabe bei der Schularbeit streicht, wenn das Thema im Unterricht nicht besprochen wurde. Im Studium – und im Leben da draußen – kannst du aber nicht mehr einfach sagen „das habe ich nie gelernt“. Beziehungsweise kannst du schon, aber das wird schlussendlich eher auf dich zurückfallen, als dass es dir hilft. Du kannst etwas nicht? Dann musst du eben zusehen, wie du es dir draufschaffst. Ich habe zum Beispiel meinen Schulabschluss an einem Gymnasium gemacht und bin daher nie mit Betriebswirtschaftslehre in Berührung bekommen. Für den Aufnahmetest meines Wirtschaftsstudienganges musste ich mir dann BWL Grundkenntnisse aneignen. In meiner ersten Rechnungswesen-Vorlesung hatte ich keine Ahnung, was unser Lektor so ans Flipchart zeichnete und dachte beim Wort „Buchen“ eher an meinen nächsten Urlaub als an sonst etwas. Zum Glück hat der Mensch Bücher, Bibliotheken und das Internet erschaffen, und so hatte ich die mir fehlenden Grundkenntnisse bald nachgeholt.
2. Es muss nicht alles im Leben Spaß machen
Du stürzt dich voller Energie ins Studium und freust dich, weil du endlich das studierst, was du dir ausgesucht hast. Daher ist es auch nur logisch, dass du ab sofort alle Vorlesungen super spannend findest, weil sie dich ja interessieren. Richtig? Natürlich nicht. Überraschung: Auch im Studium gibt es Themen, die dich weniger interessieren als andere. Wenn du dann das Glück hast und an einer Fachhochschule mit einer Art Stundenplan studierst, musst du da trotzdem durch. Und auch an der Uni gibt es Pflichtvorlesungen, die du einfach machen musst. Weder in der Schule, noch an der Uni, noch im Berufsleben wird dir alles, was du tust Spaß machen. Wichtig jedoch ist, dass du weißt, wofür du das alles machst, und es sich am Ende lohnt. Und wenn du schließlich deinen Abschluss in der Tasche hast, wirst du dich kaum mehr über die besagten Gruppenarbeiten und die ganzen Abende, die du damit verbracht hast, ärgern. Nur noch ein ganz kleines bisschen 😉
3. Pausen sind notwendig
Jaja, diese faulen Studenten. Tun schon unterm Jahr nichts, und haben dann auch noch den ganzen Februar und Juli bis September frei. Okay, auf alle, die berufsbegleitend oder an einer Fachhochschule studieren trifft das nicht ganz so zu. Und Ferien sind auch nicht immer Ferien, sondern werden meist genutzt um mit Praktika Berufserfahrung zu sammeln, für die nächsten Prüfungen zu lernen oder mit einem Ferialjob am Förderband oder im Cafe nebenan ein bisschen Kohle hereinzuarbeiten. Trotzdem: Im Durchschnitt haben Studenten tatsächlich mehr frei, als Menschen im Berufsleben. Ich habe jedoch gelernt, dass Pausen notwendig sind.
Erstens dienen sie der Regeneration: Niemand kann 365 Tage im Jahr 100% geben. Zwischendurch ist es einfach notwendig, auch einmal zur Ruhe zu kommen und wieder neue Energie zu tanken. In Pausen bereitest du Höchstleistungen vor!
Zweitens ist es auch hin und wieder notwendig, aus seinem Alltag zu kommen, um sich zu fragen: Stimmt der Weg, den ich eingeschlagen habe, eigentlich noch? Mache ich wirklich das, was ich möchte? Komme ich, wenn ich so weitermache, an mein Ziel? Im Alltag bleibt für solche strategischen Fragen selten Zeit. Oft müssen wir einige Wochen unser komplettes Umfeld verändern, um uns wieder mit uns selbst und unseren eigentlichen Zielen zu verbinden.
4. Du brauchst so lange für eine Aufgabe, wie du Zeit dafür hast
Kennst du das: In 4 Wochen musst du ein Projekt abgeben. Du weißt das, nimmst dir vor gleich morgen damit zu beginnen – und trotzdem stellst du 1 Woche vor Abgabetermin fest, dass du noch gar nicht damit angefangen hast? Ohne Deadlines würden wir Studenten wohl nie mit dem Studium fertig werden. Erst wenn die Zeit knapp wird, laufen wir zu Höchstform auf. Und meist schaffen wir es tatsächlich, dass das Projekt genau am Abgabetermin fertig wird. Ein Beispiel: In meinem Bachelor hatte ich 15 Wochen Zeit, um zwei Bachelorarbeiten zu schreiben. 15 Wochen, in denen ich nur 10 Stunden die Woche gearbeitet habe und mich ansonsten Vollzeit auf diese Arbeiten konzentrieren konnte. Super, dachte ich mir, easy, da hast du ja ganz viel Zeit – und habe erst einmal einen 3-wöchigen Urlaub in Mexiko gebucht. Tatsächlich hatte ich meine erste Bachelorarbeit genau einen Tag bevor mein Flieger ging fertig, die zweite wurde pünktlich zur Deadline nach den 15 Wochen abgegeben. Perfekt ausgearbeitet und mehrmals Korrektur gelesen. Für meine Masterarbeit hatte ich 6 Monate Zeit. 6 Monate, in denen ich aber 40 Stunden Vollzeit gearbeitet habe und täglich 3 Stunden im Zug auf dem Weg zur Arbeit und zurück verbrachte. Und trotzdem habe ich es geschafft, meine Masterarbeit nach genau 6 Monaten abzugeben. Auf den Tag genau. Denn: Du brauchst so lange für eine Aufgabe, wie zu Zeit dafür hast.
5. Fang jetzt damit an Verantwortung für dein Leben zu übernehmen
Irgendwann ist der Punkt in deinem Leben erreicht, an dem du aufhören musst, ständig einen Schuldigen im Leben zu suchen, und die volle Verantwortung für dein Leben übernehmen musst. Je früher du das kapierst, umso besser ist es: Es ist niemand anders für dein Leben verantwortlich, als du selbst. Weder deine Eltern, noch das Schicksal, noch deine Lehrer. Mag sein, dass du wenig Selbstbewusstsein hast, weil deine Eltern nicht an dich geglaubt haben. Mag sein, dass du neben dem Studium jobben musst, weil deine Mutter als Alleinerzieherin nicht das Geld hat, dich zu unterstützen. Mag sein, dass du nicht Geschichte studiert hast, weil dir dein Lehrer die Faszination dafür nicht vermitteln konnte, obwohl du jetzt feststellst, dass das eigentlich genau dein Ding wäre. Aber hey, du allein bist dafür verantwortlich, was du jetzt in diesem Moment aus deinem Leben machst. Ob du weiterhin jammerst und jemand anderem die Schuld dafür in die Schuhe schiebst. Oder ob du die Verantwortung dafür übernimmst, dein Selbstbewusstsein aufzubessern, dich nach dem Kellnern im Cafe noch hinter den Schreibtisch klemmst oder dich als Zweitstudium in Geschichte einträgst. Es mag hart sein zu erkennen, dass du allein die Verantwortung trägst. Aber es bietet auch ein unglaubliches Potential, dich selbst zu verändern und weiterzuentwickeln.
Was hast du in deinem Studium gelernt?