Hongkong – teuer, stressig und chaotisch? Ein Wort zu Vorurteilen

Hongkong – teuer, stressig und chaotisch? Ein Wort zu Vorurteilen

Zwei Wochen bin ich nun in Hongkong – höchste Zeit erste Vorurteile zu widerlegen! Ist Hongkong tatsächlich eine der teuersten und stressigsten Städte der Welt, weil hier viel zu viele Menschen auf engem Raum leben? Lest selbst!

Hongkong – nur Hochhäuser und Smog?

Im Kopf meiner Mama spielten sich wohl Horrorszenarien ab, als ich verkündete, ich würde nach Hongkong gehen. Das kleine Dorfkind, verloren zwischen den himmelhohen Hochhäusern. Und der Smog, von dem man immerzu in den Nachrichten hört – in chinesischen Großstädten kann man ja kaum die Hand vor Augen sehen! Oder?
Gut, dass ich nun sagen kann: Halb so wild, Mama! Hongkong gehört zum Glück nicht zu den versmogten Städten in China. Den Mundschutz, den ich mir in manch anderen Städten schon herbeigesehnt habe, kann man sich hier getrost sparen.
Und ich bin auch nicht darauf angewiesen jeden Tag nur Hochhäuser zu sehen: Tatsächlich ist Hongkong eine sehr vielseitige Stadt. Rundherum gibt es viele Inseln, wie zum Beispiel Lamma Island, die man direkt vom Stadtzentrum aus in weniger als einer Stunde mit der Fähre erreichen kann. Dort kann man wunderbar wandern, schwimmen oder den Inselflair abseits der Stadt genießen. Aber auch in der Stadt selbst gibt es viele Möglichkeiten der Stadt zu entkommen. In nur wenigen Minuten ist man mit den öffentlichen Verkehrsmitteln am Strand, am Hafen (wo man ein super Panorama genießen kann) oder im Grünen.

Zu viele Menschen = Chaos & Stress pur?

Ja, es sind viele Menschen hier und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, Hongkong ist nicht stressig. Vor allem wenn man zu spät dran ist können einen die Menschenmassen in den öffentlichen Verkehrsmitteln und auf den Fußgängerbrücken den letzten Nerv kosten. Und in Restaurants kann einem schon einmal fast der halbvolle Teller vor der Nase weggenommen werden, weil man zu langsam isst und schon andere auf den Tisch warten. Man braucht schon eine gewisse innere Ruhe, um sich hier länger aufhalten zu können. Und ich bin bisher auch immer recht froh, wenn ich am Wochenende einmal rauskomme aus der Stadt.
Aber von chaotisch ist Hongkong weit entfernt. Im Gegenteil, ich habe selten eine so gut organisierte Stadt mit so disziplinierten Einwohnern gesehen. Es ist sehr einfach sich hier fortzubewegen. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind sauber, pünktlich und auch für Touristen easy zu benutzen (wenn man erst einmal die richtige Bushaltestelle im Großstadtdschungel gefunden hat). Überall in der Stadt gibt es Fußgängerbrücken, sodass man oft von A nach B kommt, ohne überhaupt auf die Straße zu müssen. So bewegt man sich bequem zwischen den Häusern, über Autos und dem Straßenchaos, fort. Auch sehr praktisch: die Fußgängerbrücken sind überdacht, sodass man vor Sonne und Regen geschützt ist. Um von meinem Studentenwohnheim zu der nächstgelegenen U-Bahn-Station oder meiner Uni zu kommen, muss ich nicht einmal auf die Straße gehen und kann den Weg so, ohne an Ampeln warten und um Häuser herumgehen zu müssen, in 15 Minuten zurücklegen.
Da viele Menschen oft auch längere Schlangen und Wartezeiten an Kassen bedeutet, haben die Hongkonger die Octopus-Card erfunden. Das ist eine elektronische Karte, auf die man Geld laden kann und mit der man nicht nur in allen Verkehrsmittel (Metro, Bus, Fähre…), sondern auch in Supermärkten, Restaurants (auch in der Uni-Mensa) und Snack-Maschinen bezahlen kann. Überall bargeld- und kontaktlos bezahlen mit nur einer Karte – superschnell und einfach. Die lange Schlange hinter der in der Brieftasche nach Münzen kramenden Omi im Supermarkt sucht man in Hongkong vergeblich.
Apropos Schlange: Hongkonger sind sehr gesittet und lieben es Schlange zu stehen. Anfangs habe ich mich noch gefragt ob es hier irgendetwas gratis gibt, wenn ich gut 30 Leute hintereinander auf der Straße stehen gesehen habe. Schnell aber habe ich herausgefunden: Die stehen für den Bus an! An den meisten Bushaltestellen gibt es dafür extra auf dem Boden markierte Flächen. So geht alles schön der Reihe nach, Gedränge adé.

Hongkong – eine der teuersten Städte der Welt?

Ich würde sagen das kommt darauf an. Viele Dinge sind in Hongkong tatsächlich unglaublich teuer. Am meisten ins Gewicht fallen hier die nahezu unleistbaren Mieten. Da ich das Glück hatte, einen sehr günstigen Platz im Studentenwohnheim zu bekommen, habe ich mich nicht allzu intensiv damit auseinandergesetzt. Aber ich habe mir sagen lassen, dass Mieten um die 1000€ im Monat für ein Minizimmer noch billig sind. Im Hinblick auf die viel geringeren Mindestlöhne hier als in Österreich und Deutschland ist es mir ein Rätsel, wie sich Hongkonger diese Wohnungen ohne Förderung überhaupt leisten können.
Außerdem recht teuer hier: Alles was Spaß macht! Beim Ausgehen kann man in Hongkongs Partymeilen viel Geld lassen. Die meisten Clubs verlangen mindestens 10-15€ Eintritt, und dazu kommen dann noch teure Getränke. Ein Bier für 10€ ist die Norm, auch weil Alkohol eines der wenigen Güter ist, auf die man Steuern zahlt. Da der Getränkepreis im Verhältnis zu Essen hier ein Witz ist, haben einige Clubs und Bars auch die Marktlücke bring your own drinks entdeckt und verlangen höhere Eintritte, dafür darf man seine eigenen Getränke aus dem Supermarkt mitbringen.
Fitnessstudios, Kurse, Festivals und andere Freizeitvergnügen sind ebenfalls sehr teuer. Für eine Monatsmitgliedschaft in einem stinknormalen Fitnessstudio in Hongkong könnte ich zu Hause ein ganzes Jahr ins Fitnessstudio gehen.
Im Gegensatz dazu kann man in einigen Gegenden richtig günstig und gut essen gehen. In den lokalen Restaurants in meiner Gegend zahlt man beispielsweise nur 4-5€ für ein komplettes Menü inklusive Getränk. Am billigsten ist logischerweise asiatisches Essen. Wer Pizza oder Burger will muss dafür schon mit ähnlichen Preisen wie bei uns rechnen – so ca. 10-15€ pro Menü. Einkaufen im Supermarkt ist übrigens auch ein Hindernislauf zwischen billig und teuer. Man bekommt zwar so ziemlich alles von überall her, aber man muss sehr genau auf die Preise achten. Gerade importiertes (zb. Milchprodukte) ist oft super teuer, während man anderes oft sehr günstig bekommt. Grundsatz-Regel: Alles Gesunde (Obst & Gemüse) hat so seinen Preis, was mir natürlich eher weniger gefällt.
Wer sich ein bisschen umhört und zeitlich flexibel ist, kann trotz allem auch in Hongkong recht günstige Freizeitvergnügen finden. Viele Bars haben zum Beispiel Happy Hour, wo man bis 9 Uhr abends das zweite Getränk billiger oder sogar umsonst bekommt. Auch haben viele Lokale Ladies Nights (sorry boys!), wo sie gratis Eintritt und Freigetränke für uns Damen anbieten. Aktivitäten, die bei den Hongkongern der Renner sind, wie zum Beispiel Karaoke und Pferderennen, sind auch vergleichsweise günstig. Und die öffentlichen Verkehrsmittel sind viel billiger als in anderen Städten. Für knappe 2€ kann man mit dem Bus durch die halbe Stadt fahren (als Student sogar zum halben Preis).
Fazit: Vieles ist tatsächlich sehr teuer hier in Hongkong. Wenn man aber flexibel ist was die Nahrungswahl und Freizeitgestaltung angeht kann man hier sogar günstiger oder zumindest nicht teurer leben als zu Hause in Österreich (abgesehen von den Mietpreisen). Viele Tipps, wie ihr euren Geldbeutel in Hongkong schont, findet ihr auch im Lonely Planet Reiseführer, den ihr hier* kaufen könnt.

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