Immer öfter hört man heute den Satz „es ist einfach viel zu stressig gerade!“. Ich selbst ertappe mich immer wieder dabei, wie ich genau dasselbe denke. Dabei mache ich mir meinen Stress zu 100% selbst. Jammern auf hohem Niveau? Ein paar Gedanken zum Alltags-Karussell und dem Thema Freizeitstress.
Mein Freizeitstress in Österreich
Meine Tage in Österreich sind dauerstressig. Meist verlasse ich so um halb 9 Uhr morgens das Haus und komme erst gegen 11 Uhr abends oder noch später wieder. Und daran ist nicht etwa meine Uni oder mein Teilzeitjob im Congress und Messe Innsbruck schuld, sondern vielmehr ich selbst. Denn ich liebe es, jede freie Sekunde, die ich nicht mit Uni oder Arbeit verbringe, zu verplanen. Das hat ganz einfach den Grund, dass ich so viele Interessen habe und alles auf einmal machen möchte. Nicht nur, dass ich so oft wie möglich (mindestens 3-4x pro Woche) versuche entweder zu Hause oder in meinem Poledancestudio zu trainieren. Zusätzlich mache ich einen Salsakurs und möchte mindestens 1x die Woche die gelernten Figuren auf einer Salsaparty ausprobieren. Außerdem engagiere ich mich ehrenamtlich an meiner Uni und bin einer von 4 Studentenvertretern im sogenannten Hochschulkollegium, was wiederum Zeit für Sitzungen und Vorbereitungen benötigt. Da ich gerne Sprachen lerne mache ich regelmäßig Sprachkurse oder versuche viel in Fremdsprachen wie Spanisch zu lesen. Nicht zu vergessen den Blog, der ebenfalls seine Zeit verlangt – nicht nur für Blogbeiträge, sondern auch für den Facebook- und Instagramaccount, Recherche und den Austausch mit anderen Bloggern. Zwischendurch ist es auch einmal notwendig Lebensmittel einzukaufen, Besorgungen zu machen, zu kochen, Wäsche zu waschen und die Wohnung aufzuräumen. Und natürlich will ich auch meine Freunde nicht vernachlässigen und versuche sie so oft es geht auf einen Kaffee oder einen Sommerspritzer zu treffen. Und so ist es kein Wunder, dass freie Abende bei mir eher selten sind. Da dies mein Körper auf Dauer weniger cool findet, versuche ich mir so oft es geht einen Tag am Wochenende frei zu nehmen, an dem ich entweder Dinge erledigen, lernen oder mir etwas Auszeit gönnen kann.
Ein Semester weg von zu Hause – raus aus alten Mustern?
Umso mehr habe ich mich auf mein Auslandssemester in Hongkong gefreut. Ich dachte mir: Ein Ortswechsel – die perfekte Gelegenheit aus alten Mustern auszubrechen! Da ich hier anfangs niemanden kenne und auch kein Teilzeitjob und kein vertrautes Poledance- oder Salsastudio mich anziehen würden, dachte ich tatsächlich: Hach, wie herrlich viel Zeit ich hier wohl für meinen Blog haben würde! Denkste wohl…
Kaum 3 Wochen bin ich hier, und ich bin im schlimmsten Freizeitstress überhaupt. Anfangs galt es das Zimmer im Studentenwohnheim einzurichten und notwenige Dinge wie Kochtopf, Bettzeug und Yogamatte zu besorgen. Bürokratie sollte man in China ebenfalls nicht unterschätzen – es dauert schon eine Weile bis man alle Formulare für Unterkunft, Studentenoctopus-Card, Universität und so weiter besorgt, unterschrieben bekommen, ausgefüllt und abgegeben hat. Dann begann die Uni – und mit ihr die Hausübungen und Assignments. Außerdem versuche ich endlich wieder regelmäßig Sport zu treiben – zum Glück bieten sich der Swimmingpool und das Fitnessstudio meines Studentenwohnheims dafür an. Durch die Uni und das Wohnen im Studentenwohnheim (mit 300 anderen Austauschstudenten) lernte ich von Anfang an viele Leute kennen, mit denen man ja auch etwas unternehmen will. Wer sagt denn schon nein, wenn man zu einer Party, Sightseeing-Tour, an den Strand oder zum Lunch/Dinner überredet wird? Abgesehen davon hat Hongkong als Stadt natürlich so einiges zu bieten, und so steht man jeden Tag wieder vor der Qual der Wahl, auf welche der drei tollsten Veranstaltungen man denn heute gehen sollte. Ganz zu schweigen von den vielen Salsaparties, Poledancestudios (deren einziges Problem der Preis ist!) und anderen Sportmöglichkeiten. Und schlussendlich will man ja in seinem Auslandssemester auch möglichst viele lange Wochenenden freihalten zum Reisen! Gerade Hongkong bietet einen super Ausgangspunkt für Asien. Und so kommt es, dass ich nicht nur nach Mainland China will, sondern auch schon fest nach günstigen Flügen nach Kambodscha, Taiwan, Japan, Singapur, Malaysia und Südkorea suche. Unrealistisch? Vielleicht ein wenig… 😉
Jammern auf hohem Niveau?
Dadurch, dass ich den ganzen Tag mit irgendetwas beschäftigt bin und meine Tage oft schon Wochen im Voraus verplant sind, vergeht Tag um Tag um ich frage mich oft: Wo ist die Zeit geblieben? Aber ich weiß, dass das ein Privileg ist. Ich versuche meine Zeit so gut wie möglich zu nutzen und jeden Moment zu genießen. Ein kluger Mensch hat einmal gesagt: Wenn die Zeit schnell vergeht geht es uns gut. Denn zum Sekunden zählen kommt man nur, wenn man krank ist, sich nicht aus dem Bett bewegen kann oder gerade etwas Schlimmes/ furchtbar Langweiliges durchmacht.
Daher mein Appell an dich: Ist es gerade einfach stressig bei dir, weil rundherum viel los ist? Vergeht dir die Zeit viel zu schnell? Dann genieße es! Genieße jeden Moment davon. Und freue dich daran, dass du die Gesundheit, das Geld und die Freiheit hast so viele schöne Dinge machen zu können. Aber vergiss nicht, dir hin und wieder etwas Zeit für dich selbst zum Energietanken einzuplanen.